Zusammenfassung:
– Jump’n Run in außergewöhnlicher wie wunderschöner Präsentation
– viele abwechslungsreiche Level
– gute Schwierigkeitskurve für Einsteiger und Profis gleichermaßen
Zur Geschichte: Einst wurde der Mond von einer wunderschönen Göttin regiert, doch “Kleiner Bär” beraubt sie um den schwarzen Mondstein und die magische Schere Calibrus. Er stürmt das Schloss und zertrümmert den weißen Mondstein, wovon jeder seiner bösen Generäle einen Teil erhält. Er selbst herrscht fortan als selbsternannter Mond-Bärenkönig und bringt Finsternis über den Mond. In einer dunklen Nacht verschleppt der Bärenkönig den kleinen Jungen Kutaro in sein schwarzes Schloss und verwandelt ihn in eine Holzpuppe. Doch Kutaro verärgert den Tyrannen so sehr, dass dieser den hölzernen Kopf des Jungen gierig verschlingt und nur noch der Körper übrig bleibt. Doch Kutaro lebt, und entdeckt die erstaunliche Fähigkeit sich einfach die Köpfe anderer Holzpuppen aufsetzen zu können. Mit Hilfe einer geheimnisvollen Hexe stiehlt er die Schere Calibrus und macht sich mutig auf den Weg, um erst die 12 Generäle des bösen Königs zu besiegen und diesem schließlich selbst gegenüberzustehen.
Wenn Sie nun an verschiedene Märchengeschichten erinnert werden, wie wir sie aus Romanen und Bilderbänden kennen, dann kommen Sie der Idee hinter “Der Puppenspieler” schon sehr nahe. Genau deshalb entschied man sich wohl bei Sony dafür, die Handlung als eine Art virtuelles Theaterstück zu inszenieren, inklusive Bühnenbild, Vorhang und Publikum. Und so spielt das gesamte Abenteuer tatsächlich auf einer Bühne mit stets wechselnden Kulissen. Diese Kulissen sind die einzelnen Level, die trotz der eigentlich überschaubaren Bühne sehr weitläufig ausfallen und auch über mehrere Ebenen und in die Tiefe gehen. Letztendlich also ganz klassisch, wie wir das aus anderen 2D-Hüpfspielen wie “Super Mario” oder “Rayman Legends” kennen. Doch “Der Puppenspieler” lebt ganz klar auch sehr stark von jener theaterartigen Präsentation, die permanent eine ungeheure Faszination ausübt.
Die einzelnen Spielwelten reichen thematisch von grünen Wäldern über Wüstenlandschaften bis hin zu einem Piratenschiff. Ganz so wie ein Theaterstück sind auch die Level in Akte unterteilt, wobei es insgesamt sieben davon gibt und in jedem erwarten uns drei Szenen, insgesamt also 21 Level. Bereits das ist sehr umfangreich und dank der zahlreichen Zwischensequenzen, die ebenfalls auf der Bühne von unseren “virtuellen Darstellern” vorgetragen werden, ergibt sich so ein mehrere Stunden langes Vergnügen.
Kutaro wird von einem fliegenden Weggfährten begleitet. Zuerst ist das eine freche Katze, später stößt die niedliche Prinzessin zu uns. Mit dem rechten Stick des Controllers können wir parallel auch diesen Begleiter steuern und so diverse Ereignisse auslösen. Spielen wir zu zweit übernimmt der zweite Spieler diese Rolle. Hauptprotagonist ist und bleibt jedoch Kutaro. Zu Beginn ist dieser noch mit wenigen Fähigkeiten ausgestattet, doch sie erweitern sich im Laufe des Spiels immer mehr. Anfangs stehlen wir dem bösen Mondkönig die magische Schere Calibrus. Sie wird von nun an unser wichtigstes Werkzeug sein, denn mit ihr schneiden wir uns wortwörtlich den Weg durch die verschiedenen Level.
Dafür haben sich die Entwickler eine besondere Idee einfallen lassen und etliche Elemente im Spiel als virtuelles Papier gestaltet. Papier, das wir zerschneiden können, uns aber auch als eine Art Kletterhilfe dient. Denn immer wenn Kutaro solche Oberflächen schneidet, haftet er kurzzeitig daran und kann sich in der Luft halten. Aneinandergereihtes Papier funktioniert dadurch also als Brücke über eine Schlucht und genauso kommen wir auch von einer Ebene zur nächsten, indem wir uns am Papier von unten nach oben schneiden.
Spannendes Beispiel: Auf dem Piratenschiff entzünden wir eine gewaltige Kanone, die ein Hindernis aus dem Weg ballert. Nur leider müssen wir danach auf die andere Seite des mächtigen Geschosses, doch so weit springt Kutaro nicht. Wir entdecken allerdings, dass die Kanone nach jedem Schuss mehrere Rauchwolken von sich gibt – und die sind quasi aus Papier! Also den nächsten Schuss abgewartet, danach in Richtung Rauchwolken gesprungen und schnell anfangen mit der Schere zu schnippen, schon bahnen wir uns den Weg direkt über die Kanone hinweg.
Zu den weiteren Fähigkeiten von Kutaro zählt später auch das Werfen von Bomben zur Beseitigung von Hindernissen und ein Wurfhaken, mit dem wir einzelne Plattformen bewegen können. Da wir all diese Möglichkeiten später geschickt kombinieren müssen bleibt das Geschehen immer abwechslungsreich und sorgt für die ein oder andere Überraschung. An manchen Stellen ist es jedoch auf den ersten Blick nicht ganz offensichtlich was wir eigentlich tun sollen, was schnell auch mal zum Sturz in die Tiefe führen kann.
Hier kommen die verschiedenen Holzpuppenköpfe ins Spiel: Einerseits sind sie quasi unsere Leben. Maximal drei Köpfe können wir bei uns haben, bei jedem Feindkontakt oder Absturz verlieren wir jedoch einen. Zwar gibt es oft die Möglichkeit den verlorenen Kopf nochmals einzusammeln und ihn so zu retten, gelingt das aber nicht und haben wir alle drei verbraucht, müssen wir an einer bestimmten Stelle des Levels von vorne anfangen. Die weitere Funktion der Köpfe ist das Auslösen von bestimmten Ereignissen. An entsprechend markierten Stellen innerhalb eines Levels können wir so beispielsweise eine Bonus-Welt freischalten, vorausgesetzt wir tragen den benötigten Kopf. Ist das nicht der Fall bleibt uns das Geheimnis verwehrt, aber wir können auch später jederzeit mit dem richtigen Kopf in das Level zurückkehren und so alles freischalten.
Auch typische Endgegnerkämpfe sind Teil des Spiels, es gilt ja immerhin den Mondkönig und dessen 12 Generäle zu besiegen. Der Ablauf der Kämpfe ist immer sehr ähnlich, meist geht der Feind nach drei erfolgreichen Angriffen zu Boden. Diese Begegnungen sind der größte Schwachpunkt des Spiels, denn es mangelt da teilweise doch etwas an Spannung. Außerdem muss ein kompletter Kampf von vorne begonnen werden, wenn wir mittendrin alle unsere Leben verlieren. Das macht das Ganze nicht motivierender, sondern beginnt schnell zu nerven. Anfängern dürfte das allerdings eher mal passieren als geübten Spielern.
Wie schon erwähnt können auch zwei Spieler das Abenteuer gemeinsam spielen. Der zweite Spieler schlüpft dabei in die Rolle des fliegenden Begleiters und unterstützt Kutaro, z.B. durch Erledigen von Gegnern oder durch Aufdecken verborgener Schätze.
Die Präsentation von “Der Puppenspieler” ist kurz gesagt einfach fantastisch. Das Spiels als Theaterstück auf einer Bühne ablaufen zu lassen ist ohnehin schon eine faszinierende Idee, und die Entwickler haben das hervorragend umgesetzt. Vor unseren Augen wechselt das Bühnenbild, einzelne Elemente sind – wie es in der Wirklichkeit wäre – also bewegliche Requisiten dargestellt. Zwischen unseren Abenteuern läuft immer wieder ein kleines Schauspiel ab, bei dem die einzelnen Charaktere die Handlung weitererzählen und ganz wie im Theater agieren. Sogar das Publikum im Saal ist zu hören und kommentiert durch Klatschen, Jubeln oder Staunen den Spielablauf. Witziges Detail: Wenn wir Kutaro einige Sekunden lang nicht bewegen, fängt das Publikum an immer lauter verwundert zu tuscheln, und sobald wir wieder eine Taste am PS3-Controller berühren wird dies durch ein lautes “Zzzzsch!” beendet. Wahrlich Theateratmosphäre!
Optisch erinnert das Spiel sehr an klassische Bühnenstücke für Kinder, es gibt dabei sehr viel zu bestaunen und großartige Licht- und Spezialeffekte. Untermalt wird das Geschehen von einem tollen orchestralen Soundtrack, zudem sind sämtliche Charaktere deutsch synchronisiert.
Einen kleinen Haken hat “Der Puppenspieler”: So richtig entfalten kann sich das Spielprinzip erst nach 1 bis 2 Stunden Spielzeit. Ohne Frage, schon von der ersten Minute an zieht die Inszenierung auf einer virtuellen Theaterbühne jeden Betrachter in seinen Bann, doch die eigentliche Spielmechanik ist gerade im ersten Akt noch etwas holprig. Das Handling mit der Schere und über die Papierbahnen entlang braucht eine gewisse Einübung, ehe wir uns problemlos voran bewegen können. Hier sind andere Spiele einstiegsfreundlicher.
Doch mit der Zeit (und die müssen Sie dem Spiel im Zweifel einfach geben) fesselt uns das Abenteuer von Katuro immer mehr, was vor allem an den vielen kreativen Einfällen im Spieldesign liegt. Die Level sind sehr abwechslunsgreich designt und stecken voller überraschender Situationen. Mit jeder neu erlernten Fähigkeit warten zum Teil wesentlich veränderte Bedigungen auf uns, die jeden der sieben Akte einzigartig machen und so schnell keine Langweile aufkommen lassen. Lediglich die Endgegnerkämpfe könnten spannender sein und auch der Modus für zwei Spieler gibt nicht allzu viel her. Hier sind ähnliche Vertreter wie “Rayman Legends” oder “Little Big Planet” unterhaltsamer. Wer möchte kann das Spiel übrigens optional auch mit dem Playstation Move Controller spielen.
Altersempfehlung:
“Der Puppenspieler” ist wahrlich ein interaktives Theaterstück in kinderfreundlicher Optik, bei dem es viel zu sehen und zu entdecken gibt. Hier macht bereits das bloße Zuschauen pure Freude! Inhaltlich wird viel geboten, allerdings sollten die Spieler bereits etwas Erfahrung mit sich bringen. An einigen Stellen ist das Spiel recht anspruchsvoll, was Einsteiger schnell frustrieren könnte. Daher: “Der Puppenspieler” ist faszinierende Unterhaltung für die ganze Familie und empfehlenswert für geübte Kinder ab acht Jahren.
> spielbar ab 8